Projektfinanzierung Soziale Arbeit | Schritt für Schritt zur Umsetzung

Projektfinanzierung Soziale Arbeit – 5 Schritte

Viele Organisationen im Bereich der sozialen Arbeit stehen vor einer völlig neuen Herausforderung, wenn es erstmals darum geht, ein Großprojekt zu planen und zu finanzieren. Die wenigsten Trägerschaften, gGmbHs oder gemeinnützigen Vereine in Deutschland verfügen über die notwendigen Eigenmittel, um große Summen zu finanzieren. Ein Projekt im sozialen Bereich wird daher immer auf eine breit aufgestellte Mischfinanzierung zurückgreifen müssen. Doch wie priorisiert man zwischen den verschiedenen Finanzierungsquellen und wie behält man den Überblick zwischen Fördergeldanträgen, Spendenaktionen, Darlehensanfragen und Co.? In diesem Beitrag möchten wir Ihnen eine Schritt-für-Schritt Anleitung geben, wie Sie die Projektfinanzierung in der sozialen Arbeit am besten gestalten, welche Tücken auf Sie warten und wie Sie Ihre Ziele im gewünschten Zeitrahmen umsetzen.  

Schritt 1: Finanzierungsplanung frühzeitig starten

Eine gute Projekt- und Finanzierungsplanung ist die absolute Grundlage für das Gelingen eines Projekts im gewünschten Zeitrahmen. Sie kennen das vermutlich schon von anderen Großprojekten in Deutschland: Sie sind scheinbar vorprogrammiert, nicht fertig zu werden. Dabei spielen natürlich sehr viele und unterschiedliche Faktoren eine Rolle, doch eine mangelnde oder zu spät gestartete Finanzierungsplanung kann hierbei nicht unerheblich mitreinspielen. Um also nicht Gefahr zu laufen, sich in die lange Liste dieser unvollendeten Projekte einzureihen, ist es von Bedeutung, frühzeitig mit einer detaillierten und vorausschauenden Planung zu starten und Ziele zu setzen. Sie sollten sich frühzeitig damit auseinandersetzen, welche Schwierigkeiten im Rahmen der Projektfinanzierung auf Sie zukommen können und wie Sie diesen Hürden am besten aus dem Weg gehen. Nehmen wir einmal an, Sie planen ein größeres gesellschaftliches Projekt, wie z.B. den Bau einer neuen Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Zunächst ist es ratsam, sich Gedanken über die Zeitschiene der Gesamtplanung zu machen. Projekte dieser Größenordnung bedürfen eines beinahe professionellen Projektmanagements. Grundlage für erste Finanzierungsplanungen bildet zunächst eine bauliche und infrastrukturelle Planung (Architektur, Material, Ausstattung etc.). Darauf basierend kann der 3-Schritte-Planungsprozess sozialer Projekte erfolgen:

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Hinweis: In der Praxis lassen sich diese 3 Schritte natürlich nicht einwandfrei voneinander trennen. Vor allem die Schritte 1 und 2 werden sich stark überschneiden, da immer wieder Anpassungen notwendig sein werden. Und auch weitere Faktoren können den zeitlichen Verlauf Ihrer Projektplanung nicht unerheblich beeinflussen:

  • Politische Überzeugung von Mitgliedern, Stadt/Kommune
  • Lange Wartezeiten im Zusammenhang mit Fördergeldern
  • Baugenehmigungen einholen dauert in Deutschland zum Teil sehr lange
  • Kurzfristige Absagen oder Wechsel von Dienstleistern - Bauliche Anpassungen inmitten der Finanzierungsplanung

Schritt 2: Eigenmittel nutzen und vergrößern

Steigen wir nun richtig in die Finanzierungsplanung ein, so starten wir zunächst mit den Eigenmitteln, über die Ihre soziale Organisation verfügt. In der Regel reichen Mitgliedsbeiträge und Leistungsentgelte (Sozialversicherungsbeiträge) für die Regelfinanzierung aus. Viele Rücklagen werden Sie auf diese Weise jedoch nicht bilden können. Eine beliebte Möglichkeit, die Eigenmittel aufzustocken, sind Spendenaktionen und Crowdfunding Kampagnen. Projekte der Sozialen Arbeit (v.a. im Bereich Kinder- und Jugendarbeit) eignen sich besonders gut für diese Form des gesamtgesellschaftlichen Engagements. Vielleicht haben Sie aber auch die Möglichkeit, Mieteinnahmen zu erzielen, indem Ihnen streckenweise ungenutzte Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Vor allem die spätere Rückzahlung von Fremdkapital lässt sich häufig sehr gut über Mieteinnahmen vornehmen.

Hinweis: Bedenken Sie, dass Spendenaktionen und Crowdfunding Kampagnen in der Regel mit einem sehr großen Mehraufwand verbunden sind. Zudem ist die Höhe der damit erzielbaren Summen leider stark begrenzt. Überlegen Sie sich vorab also gut, ob Sie über die notwendigen personellen Ressourcen verfügen und ob sich diese gemessen an den erreichbaren Summen überhaupt lohnt.

Schritt 3: Öffentliche Fördergelder beantragen

Sozialunternehmen, gemeinnützige Vereine, freie Träger, gGmbH und alle weiteren sozialen Organisationen sind stark auf die Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen. Fördergelder stellen eine wichtige Grundlage des klassischen Finanzierungsmixes sozialer Projekte dar. Leider herrscht seit einigen Jahren ein zunehmender Wettbewerb um die öffentlichen Zuschüsse. Um sich gegen Ihre Konkurrenten durchzusetzen, sollten Sie ein einwandfreies Konzept vorlegen können, das sowohl inhaltlich überzeugt als auch finanziell möglichst günstig dasteht. An folgenden Stellen können Sie öffentliche Fördergelder beantragen:

  • Kommune, Stadt, Land oder Bund: Starten Sie zunächst mit potenziellen Geldgebern in nächster Nähe.
  • Fördertöpfe der EU: a. in den Bereichen Kinder, Jugend, Bildung, Soziales oder bürgerschaftliches/gesellschaftliches Engagement (Zur Förderdatenbank)
  • Dachverbände: Auch hier existieren i.d.R. große Fördertöpfe, auf die Sie sich bewerben können

Hinweis: Beachten Sie, dass die Summen der Fördergelder sowie die Art der Förderung (z.B. Fehlbedarfsfinanzierung, Festbetragsfinanzierung oder Anteilsfinanzierung) zum Teil sehr stark voneinander abweichen können. Zudem sollten Sie in jedem Fall lange Wartezeiten einplanen. Im schlechtesten Fall warten Sie nicht Monate, sondern Jahre auf entsprechende Zusagen. Zum Teil werden Fördergelder auch über mehrere Jahre gestreckt ausbezahlt. Eine Vorfinanzierung der Fördergelder ist in den meisten Fällen unumgänglich.

Schritt 4: Stiftungen, Medienfonds & Soziallotterien kontaktieren

Eine weitere Möglichkeit, Zuschüsse zu erhalten, ist die Bewerbung bei Stiftungen (Privatpersonen oder Unternehmen) Medienfonds oder Soziallotterien (z.B. Aktion Mensch). Hierbei ist es von Bedeutung, dass eine hohe thematische Überschneidung zwischen Ihrem sozialen Projekt und der Stiftung bzw. dem jeweiligen Förderprogramm besteht. Auch eine persönliche Kontaktaufnahme mit den entsprechenden Entscheidungsträgern ist sehr ratsam und erhöht Ihre Chancen auf einen Zuschuss.

Hinweis: Sie sollten wissen, dass es in Deutschland keine gesetzlichen Regelungen bezüglich Gestaltung und Höhe der Unterstützung gibt. Nehmen Sie den hohen Recherche- und Bewerbungsaufwand nur in Kauf, wenn Ihr Projekt relevant erscheint und damit die Chancen auf eine Förderung gut stehen.

Schritt 5: Zuschüsse über Fremdkapital vorfinanzieren

Ihr erster Gedanke bei Fremdkapital geht wohl in Richtung Bankdarlehen. Diese Option sollten Sie auf jeden Fall in ihren Finanzierungsmix mitaufnehmen. Leider kann es jedoch sein, dass ihnen hier zunehmend Steine in den Weg gelegt werden: Denn Banken verlangen je nach Kredithöhe entsprechende Nachweise über finanzielle Sicherheiten. Als (kleine) soziale Organisation verfügen Sie womöglich nicht über ausreichend Eigenkapital und Rücklagen, sodass Ihnen die Bank einen Kredit verweigert oder nur zu sehr schwierigen Konditionen anbietet. Eine gute Möglichkeit, dieser Problematik zu entgegnen, ist das sogenannte Crowdinvesting: Mithilfe einer professionellen Crowdinvesting-Plattform, erreichen Sie eine große Crowd an potenziellen Investoren für Ihr Projekt. Interessierte Privatpersonen wie Unternehmen gewähren Ihnen Darlehen mit einer bestimmten Laufzeit und einem festgelegten Zins. Das Besondere an diesen nachrangigen Darlehen ist die Eigenkapital-ähnliche Einstufung der Banken. Sie erhöhen somit ihre Eigenkapitalbasis und damit zugleich die Chance auf ein attraktives Bankdarlehen.

Weitere Vorteile des Crowdinvesting für die Projektfinanzierung Soziale Arbeit:

  • Fördergelder lassen sich schnell und unkompliziert vorfinanzieren
  • Zinsen und Laufzeit können flexibel gestaltet werden
  • Viele Anleger wandeln ihre Zinsen in Spenden um (0%-Finanzierung möglich)
  • Professionelle Vermarktung der Kampagne erzeugt positive Aufmerksamkeit für das Projekt
  • Nachhaltige Erweiterung des Fundraising-Netzwerkes
  • Zugang zu neuen Zielgruppen und potenziellen Investoren/Spendern
  • Kann jederzeit während des laufenden Projekts gestartet werden
  • Sehr geringer administrativer Aufwand für den Projektveranstalter

Weitere Informationen zum Crowdinvesting in der Sozialwirtschaft finden Sie hier. Sie haben ein Projekt für uns und möchten so bald wie möglich aktiv werden? Kontaktieren Sie uns gerne direkt und wir erstellen ein individuelles Angebot für Sie!  

Fazit zur Projektfinanzierung Soziale Arbeit

Letztendlich bringt jede Projektfinanzierung ihre eigenen Besonderheiten und Herausforderungen mit sich. Es ist jedoch immer ratsam, gut und vorausschauend zu planen. Zudem bringt Ihnen ein möglichst breit aufgestellter Finanzierungsmix in jedem Fall mehr Planungssicherheit. Ein klassischer Finanzierungsmix für ein größeres Bauprojekt im Bereich der Sozialen Arbeit könnte in etwa so aussehen:

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