Am Beispiel der Caritas Finanzierung möchten wir Ihnen in diesem Artikel einen Überblick darüber geben, wie sich das Finanzierungsmodell sozialer Einrichtungen von dem, rein wirtschaftlicher Unternehmen unterscheidet. Denn bei der Finanzierung von Sozialunternehmen entstehen Herausforderungen, die ein betriebswirtschaftliches Unternehmen gar nicht kennt. Vor allem bei der Finanzierung sozialer Projekte ist ein guter und breit aufgestellter Finanzierungsmix unumgänglich.
Was unterscheidet denn eigentlich ein Sozialunternehmen von einem „normalen“ wirtschaftlichen Unternehmen? Sind nicht die Grundzüge dieselben? Auch ein Sozialunternehmen benötigt bezahltes Personal, bezahlte Ressourcen, eine gute Organisation und eine Vergütung der Arbeit. Der wesentliche Unterschied liegt jedoch darin, dass eine soziale Einrichtung immer eine ideelle Zielsetzung verfolgt und damit meist eine besondere Verantwortung gegenüber der Leistungsempfänger (Eltern, Kinder, Patienten, alte Menschen, etc.) trägt. Denn oftmals können Leistungsempfänger nicht für die in Anspruch genommene Leistung zahlen oder sollen es nicht, da gesetzlich geregelt ist, wer die Kosten dafür übernimmt. Sozialunternehmen stehen somit in einer Art sozialrechtlichem Dreiecksverhältnis, wodurch wiederum eine starke Abhängigkeit von der öffentlichen Hand entsteht.
Grundsätzlich kann man die Finanzierung der Sozialwirtschaft deshalb in zwei unterschiedliche Finanzierungsmodelle einteilen:
Die sozialwirtschaftliche Finanzierung dient der Beschaffung von Mitteln zur Vergütung der Leistungserbringung. In einem wirtschaftlichen Unternehmen wäre dies normalerweise Aufgabe des Marketings. In einer Einrichtung der sozialen Arbeit jedoch, werden die Leistungsentgelte über öffentlichen Träger (z.B. die Sozialversicherung) finanziert.
Die betriebswirtschaftliche Finanzierung hingegen dient dazu, das Sozialunternehmen zu Beginn oder bei einem bevorstehenden sozialen Projekt mit Kapital auszustatten. Da die Eigenmittel einer Einrichtung im sozialen Bereich zumeist stark beschränkt sind, muss hier teilweise auf Fremdkapital zurückgegriffen werden. Keine leichte Aufgabe für eine Organisation, die nicht auf maximale Gewinne ausgelegt ist.
Eine sehr wichtige Einnahmequelle für die Leistungsentgelte der Caritas stellt die Sozialversicherung dar. Die jeweilige soziale Einrichtung erhält dabei für ihre erbrachten Leistungen gesetzlich geregelte Entgelte aus der Pflege-, Kranken-, Unfall- und Rentenkasse. Ein sehr viel kleinerer Teil der Leistungsentgelte wird (je nach Leistung) auch durch Eigenbeiträge der Leistungsempfänger (Eltern, Kinder, Patienten, alte Menschen, etc.) finanziert. Zu den Eigenmitteln der Caritas gehören zudem Kirchenkollekten sowie Kirchensteuern, Zuschüsse von Soziallotterien, Förderstiftungen und Spenden. Auch Erträge aus Vermögen (z.B. Mieterträge) zählen zu den Eigenmitteln der Caritas. In jedem Fall werden hierbei jedoch soziale und ethische Standards berücksichtigt. Während wirtschaftliche Unternehmen primär darauf aus sind, maximale Gewinne zu erzielen, steht bei der Caritas die Erfüllung gemeinnütziger Aufgaben im Vordergrund. Eigenmittel werden beispielsweise häufig dafür eingesetzt, Angebote für von Armut betroffene Menschen zu finanzieren, deren Hilfen nicht vollständig rechtlich abgesichert sind (z.B. allgemeine Sozialberatung).
Caritative Trägerschaften – wie auch die meisten anderen Sozialunternehmen in Deutschland – sind zudem sehr stark abhängig von Fördergeldern aus öffentlicher Hand. Zuschüsse von Bund, Land oder Kommune stehen hier für sämtliche Einrichtungen und Projekte im sozialen Bereich zur Verfügung und werden in der Regel dringend gebraucht. Art und Höhe der jeweiligen Fördergelder variieren jedoch je nach Sozialunternehmen und regionalen Regelungen. Leider ist neben den teilweise sehr langen Bewilligungszeiträumen zudem ein rückläufiger Trend bei öffentlichen Förderungen zu beobachten.
Dieser rückläufige Trend hat bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass Sozialunternehmen einen immer größeren Teil ihrer Investitionen auch mit Fremdkapital finanzieren mussten. V.a. bei der Finanzierung sozialer Projekte ist die Caritas neben den Zuwendungen verschiedener Soziallotterien (z.B. Aktion Mensch, Stiftung Deutsches Hilfswerk, GlücksSpirale) häufig auch auf Fremdkapital Quellen angewiesen. Gemeinnützige Sozialunternehmen dürfen aufgrund ihres Gewinnausschüttungsverbots kein Beteiligungskapital aufnehmen. Insofern erfolgt die Fremdfinanzierung insbesondere durch Bankdarlehen und Programmkredite. Zudem werden in vielen deutschen Bundesländern (z.B. NRW oder Hessen) Förderdarlehen aus Landesmitteln vergeben. Des Weiteren existieren die sogenannten Revolvingfonds in Deutschland – zinslose Darlehen zur Förderung unterschiedlichster Projekte der Wohlfahrtspflege. Sie stammen ursprünglich aus den Mitteln der Bundesregierung, kommen mittlerweile jedoch nur noch für Caritasträger der Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Frage.
All diese Voraussetzungen gilt es als Sozialunternehmen zu meistern. Keine leichte Aufgabe, wenn neben der Finanzierung auch noch ein nahezu professionelles Projektmanagement zu bewältigen ist. An dieser Stelle möchten wir eine immer beliebtere Finanzierungsform vorstellen, die bereits vielen Sozialunternehmen, freien Trägern oder Vereinen zu einem schnellen Projektstart und einem nachhaltigen Fundraising Netzwerk verholfen hat.
Eine relativ neue Form der Finanzierung sozialer Projekte bzw. Einrichtungen, stellen die sogenannten Crowddarlehen dar. Dem klassischen Crowdfunding sehr ähnlich, werden hier Spender zu Anlegern. Ein Anleger (Privatperson oder Unternehmen) gewährt dem Sozialunternehmen ein Darlehen, für das er später einen kleinen Zins sowie eine Prämie erhält. Umgesetzt wird das Ganze, indem ein geplantes Großprojekt inklusive aller wichtigen Eckdaten und Details auf einer Crowdinvesting-Plattform (z.B. Xavin) präsentiert, für potenzielle Unterstützer und Anleger sichtbar gemacht und professionell vermarktet wird. Die Plattform stellt dort verschiedene Anlagepakete mit unterschiedlichen Laufzeiten und Zinsen zur Auswahl. Je nachdem wie der Investor sich entscheidet, hat er im Nachgang eine entsprechend garantierte Rendite zu erwarten.
Für viele Sozialunternehmen ist das größte Argument für eine Finanzierung mit Crowdinvesting die Eigenkapital ähnliche Behandlung der Darlehen. Denn gerade kleine soziale Organisationen haben es aufgrund ihrer geringen Eigenkapitalbasis oftmals schwer, an eine Bankfinanzierung zu guten Konditionen zu gelangen. Die nachrangigen Darlehen des Crowdinvesting jedoch werden von Banken als eine Verbesserung der Eigenkapitalbasis angesehen. Somit schlagen Sozialunternehmen, die Crowdinvesting betreiben gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Nicht nur sammeln sie Gelder für die Finanzierung ihrer Projekte und erweitern damit ihr allgemeines Fundraising Netzwerk. Sie ermöglichen sich damit gleichzeitig eine Bankfinanzierung zu besseren Konditionen.
Das Besondere am Crowdinvesting ist jedoch v.a. der stark emotionale Charakter. Trotz professioneller Vermarktung werden Projekte unverfälscht und emotional präsentiert. Investoren gewinnen also zusätzlich eine emotionale Rendite. Häufig kommen Anleger aus derselben Region oder haben bestenfalls einen persönlichen Bezug zum Projekt. Caritative Einrichtungen, die nach den ethischen Prinzipien der Caritas Finanzierung handeln, können hier völlig unbedenklich Gelder einsammeln. Und das nicht wenig! Mit Crowddarlehen können innerhalb kürzester Zeit beträchtliche Summen eingesammelt werden. Schauen Sie sich hierzu eines unserer aktuellen Projekte an. Die Hoffnungshäuser konnten beispielsweise mithilfe des Crowdinvesting in wenigen Wochen einen Zielbetrag von 500.000 € erreichen. Die Hoffnungsträger Stiftung konnte damit den Bau von Wohnungen für Geflüchtete weiter vorantreiben.