ESG KRITERIEN: ERKLÄRUNG, EINSATZ UND KRITIK AM KONZEPT

Nachhaltiges Investieren nach den sogenannten „ESG Kriterien“ gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Anlegern ist es zunehmend wichtig zu wissen, für welche Zwecke ihr Geld tatsächlich eingesetzt wird und welchen Impact sie damit erzielen. Eine Rendite soll nicht länger auf Kosten von Umwelt, Natur oder Menschen erfolgen. Die Daten des Marktberichts des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) 2020 untermauern diesen Trend: Während 2016 gerade mal 136,6 Milliarden Euro in nachhaltige Investments flossen, waren es 2019 ganze 269,3 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel.

Doch was definiert eine Investition eigentlich als nachhaltig? Was sagen die ESG Kriterien genau aus und wie werden sie überprüft? Diesen Fragen wollen wir unter anderem in diesem Beitrag nachgehen. Zudem erfahren Sie, welche Kritik teilweise am ESG Modell geübt wird, wie Sie am sichersten nachhaltig investieren und welche Optionen Ihnen Xavin bietet.

Was ist nachhaltiges Investieren?

Um zu verstehen, was nachhaltiges Investieren eigentlich bedeutet, muss man zunächst den Nachhaltigkeitsbegriff definieren. Im allgemeinen Volks Jargon wird Nachhaltigkeit vielfach primär mit Umwelt Themen assoziiert. Tatsächlich geht eine Definition jedoch sehr viel tiefer. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung aus dem Jahr 1987 definiert Nachhaltigkeit z.B. so: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“. Laut dieser Definition fließen neben Umwelt Themen also gleichermaßen auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte in einen nachhaltigen Lebensstil mit ein.

Environment

Abb. 1: Nachhaltigkeitsdreieck

Doch so vielseitig der Begriff der Nachhaltigkeit ist, so vielseitig sind auch die Definitionen dazu. Auf dem Finanzmarkt wurden aus diesem Grund die sogenannten ESG Kriterien eingeführt. Dieser ESG Kriterienkatalog soll potenziellen Investoren dabei helfen, Unternehmen zu identifizieren, die nachhaltig agieren.  

Wofür stehen die ESG-Kriterien?

E = Environment (Umwelt)

Unternehmen mit ESG-Kriterien verpflichten sich, Strategien zum Umwelt- und Klimaschutz voranzutreiben. Es geht insbesondere darum, ein schonendes Ressourcenmanagement sowie den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern. In der Praxis betrifft das v.a. die folgenden Bereiche:

  • Klimaschutz: Gegenmaßnahmen und Strategien zum Umgang mit dem Klimawandel
  • Energiemanagement: Verschwendung vermeiden und vermehrter Einsatz, erneuerbarer Energien
  • Gebäudemanagement: Umweltfreundliche und energieeffiziente Methoden
  • Öko-Effizienz verbessern: Verfahren und Produkte optimieren (z.B. kurze Lieferwege)
  • Ökologischer Fußabdruck: Gezielte Reduktion von Emissionen und Treibhausgasen (z.B. CO2)
  • Wasserhaushalt: Verantwortungsbewusster, sparsamer Konsum und umweltfreundliche Abwasserentsorgung
  • Artenvielfalt: Schutz und Erhaltung
  • Bewertung ökologischer Auswirkungen des Produktportfolios

S = Social (Soziales)

Ein weiteres ESG Kriterium umfasst sämtliche sozialen Auswirkungen der Firmentätigkeit und sorgt somit für gerechte Arbeitsbedingungen. Insbesondere die Achtung der Menschenwürde spielt dabei eine große Rolle. Im Detail geht es hierbei um die folgenden Themen:

  • Achtung der Menschenwürde/Menschenrechte
  • Gute und faire Bezahlung der Mitarbeiter
  • Arbeitnehmern Zugang zu Weiterbildungen zu ermöglichen
  • Investitionen in die Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Gesundheit der Mitarbeiter
  • Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit
  • Zusammenarbeit mit Diktaturen/autoritären Regierungen wird ausgeschlossen
  • Gleiche Kriterien bei Sub-Unternehmern sowie Lieferanten
  • Bewertung sozialer Auswirkungen des Produktportfolios

G = Governance (Aufsichtsstrukturen)

Das dritte Kriterium für ESG-Investments zielt auf eine ethische Unternehmensführung ab. Unabhängige Aufsichtsgremien stellen hierbei sicher, dass Korruption sowie wettbewerbswidriges Verhalten ausgeschlossen sind. Neben dem firmeninternen Verhalten spielt hier jedoch auch die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft eine große Rolle. Fairness, Offenheit und Transparenz sind nur drei wichtige Werte von vielen, die beim Kriterium „Governance“ eine Rolle spielen:

  • Ausschluss von Korruption wettbewerbswidrigen Praktiken
  • Erfolgsorientierte Vergütung von Vorständen hinsichtlich des Erreichens von Nachhaltigkeitszielen
  • Verantwortungsvoller und gewissenhafter Umgang mit Steuern
  • Förderung von Vielfalt und Chancengleichheit im Unternehmen
  • Kontrollorgane müssen unabhängig sein (z.B. Aufsichtsrat)
  • Bewertung gesellschaftlicher Auswirkungen des Produktportfolios

ESG Kriterien

Abb. 2: Übersicht der ESG-Kriterien (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schindler: Nachhaltige Kapitalanlagen – Chancen nachhaltig nutzen; Frankfurt a.M., 2018, S. 20.)

Wie werden die ESG-Kriterien überprüft?

Behaupten kann man ja viel. Das machen zahlreiche kontroverse Unternehmen deutlich, denen man den Vorwurf des Greenwashings macht. Wer wirklich nachhaltig investieren möchte, dem ist deshalb auch eine Art Kontrolle wichtig. Seit 2017 gibt es diese Kontrollinstanz. Börsennotierte Unternehmen in Europa sind seither dazu verpflichtet, regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte einzureichen. Um sicherzustellen, dass Unternehmen den ESG Kriterienkatalog tatsächlich erfüllen, wurden sogenannte ESG Rating Agenturen eingeführt, die jeweils Informationen zu Unternehmensführung, Umweltschutz und sozialen Themen eines Konzerns oder einer Firma zusammentragen. Auf diese Weise können die Rating Agenturen Berichte zusammenstellen, die sie wiederum Banken, Fondsgesellschaften oder sonstigen Investoren zur Verfügung stellen. Zur besseren nationalen wie globalen Vergleichbarkeit und Bewertung wurden zudem sogenannte ESG Scores eingeführt. Sie zeigen an, welche der gelisteten Firmen am stärksten auf die Berücksichtigung der ESG Kriterien achtet und auch in ihrer täglichen Arbeit umsetzt. Gemäß dem „Best-in-Class Ansatz“ entstehen dadurch regelrechte Rankings. Beispielsweise werden hier die Top 3 eines Landes, einer Branche, Kategorie oder Anlageklasse bewertet. Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) bietet eine Liste deutscher Unternehmen, die Nachhaltigkeitsstandards einhalten und auch veröffentlichen.

Ist Investieren nach ESG überhaupt rentabel?

Eine Angst vieler Anleger, die ihr Geld nachhaltig investieren möchten, ist der mögliche Verzicht auf eine „echte“ Rendite. Dieser Zweifel ist jedoch schnell beseitigt, wenn man sich die Ergebnisse einer Studie der Ratingagentur Scope Analysis (2017) ansieht. Laut der Studie sind zwischen einem „normalen“ und einem „sauberen“ Aktienfonds mit 3 Jahren Laufzeit fast keine Leistungsunterschiede mehr zu erkennen. Bei einer längeren Laufzeit schnitten nachhaltige Fonds sogar geringfügig besser ab. Eine weitere Metastudie zum Rendite-Risiko-Profil nachhaltiger Geldanlagen der DWS und der Universität Hamburg konnte zudem einen positiven Zusammenhang zwischen der Berücksichtigung von ESG Kriterien und der Performance eines Unternehmens nachweisen. Demnach sind nachhaltig wirtschaftende Unternehmen nicht nur gleichwertig, sondern sogar die besseren Anlagekandidaten. Auch in der Praxis lässt sich dieses Phänomen leicht beobachten: Ereignisse wie die Bankenkrise, Deepwater Horizon oder der VW-Abgas Skandal machen deutlich, dass Firmen, die nicht nach dem Nachhaltigkeitsprinzip wirtschaften mit einem höheren Risiko behaftet sind. Zudem ist das Investieren nach ESG Kriterien längst kein kleiner Trend mehr. Das steigende Interesse vieler Investoren und auch das differenzierte Kaufbewusstsein von Endverbrauchern lässt den Druck auf Unternehmen steigen, nach Nachhaltigkeits-Standards zu wirtschaften. Hinzu kommen die von der UN formulierten Nachhaltigkeitsziele (SDG), die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Indem die ESG Kriterien auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen, werden auch Kurse und Dividenden weiterhin steigen.

Welche Kritik wird an den ESG Kriterien geübt?

Ein großer Kritikpunkt an den ESG Kriterien und dem Best-in-Class Ansatz ist das Fehlen von Ausschlusskriterien. Demnach kann auch ein Unternehmen, das im Bereich der Atomstrom-Erzeugung, Öl- & Gas-Förderung oder Waffenproduktion tätig ist, in einem ESG Rating bewertet werden. Zwar schneidet es als eines der nachhaltigsten Unternehmen innerhalb seiner Branche ab, doch die Branche an sich steht bereits in einem Konflikt mit den Standards der Nachhaltigkeitsprinzipien. Innerhalb der Ölbranche schaffte es der Großkonzert British Petroleum beispielsweise, als „best-in-class“ geratet zu werden. Kurze Zeit später wurden Sie für eine der größten Ölkatastrophen verantwortlich, die die Welt je gesehen hat – den Deepwater Horizon Skandal im Golf von Mexiko. Wer wirklich nachhaltig anlegen möchte, sollte deshalb auch immer mithilfe des Ausschlussprinzips arbeiten. Das dem Forum Nachhaltige Gedanken (FNG) definiert folgende Aspekte als Ausschlusskriterien für Branchen und Unternehmen:

  • Korruption & Bestechung
  • Arbeitsrechts- & Menschenrechtsverletzungen
  • Umweltzerstörung
  • Kohle- & Kernenergie
  • Waffen- & Rüstungsindustrie
  • Tabak, Glücksspiel & Pornografie

Investieren nach ESG-Kriterien mit Xavin

Letztendlich sind nachhaltige Investments immer eine subjektive Angelegenheit. Je nach individuellem Standpunkt kann die Beurteilung, ob ein Unternehmen „gut“ oder „schlecht“ ist, sehr unterschiedlich ausfallen. Zudem bleibt die Grundlage der Daten zur Nachhaltigkeit fragwürdig. Denn so richtig in einen Großkonzern hineinschauen, kann niemand.

Hinweis: Abraten würden wir Ihnen ganz generell von ETFs, die nach ESG-Kriterien anlegen, auch wenn diese aktuell einen großen Trend erfahren. Nach ESG Kriterienkatalog sind hier jedoch zu viele Unternehmen enthalten, die nicht wirklich zu einer nachhaltigen Geldanlage passen.

Eine Anlageform, die hinsichtlich ihrer Nachprüfbarkeit momentan immer beliebter wird, ist das sogenannte Crowdinvesting. Als Privatanleger haben Sie hierbei die Möglichkeit, direkt in nachhaltige Projekte Ihrer Wahl zu investieren, die im besten Fall direkt in Ihrer Region umgesetzt werden. Das macht das Investment so einzigartig, denn sichtbarer und greifbarer könnte ein Impact praktisch nicht sein. Bei Xavin haben Sie die Möglichkeit, in gemeinnützige Projekte von sozialen Trägern, Schulen & Vereinen in ganz Deutschland zu investieren. Neben der finanziellen Rendite können Sie vor allem mit einer emotionalen Rendite rechnen, denn Sie können hautnah miterleben, wenn ein sozial nachhaltiges Projekte durch Ihre Anlage Realität wird. Das können bspw. Wohnungen für Geflüchtete, ein Hospiz oder Projekte der Jugendhilfe sein. Sehen Sie hier, welche Projekte Xavin aktuell laufen. Wenn Sie mehr über Xavin und Ihre Möglichkeiten als Anleger erfahren möchten, dann starten Sie hier.