Rentenversicherungen gehören zu den bekanntesten Angeboten, wenn es um die langfristige Absicherung im Ruhestand geht. Seit Jahrzehnten versprechen sie eine lebenslange Auszahlung, die unabhängig von der Kapitalmarktentwicklung eine verlässliche Einkommensquelle im Alter darstellen soll. Doch wie stabil ist dieses Versprechen in Zeiten niedriger Zinsen und steigender Lebenserwartung? Und wie schneiden die verschiedenen Formen der privaten Rentenversicherung im Vergleich zu anderen Lösungen ab?
Wir geben Ihnen einen strukturierten Überblick über Funktionsweise, Varianten, Kosten, steuerliche Behandlung und die Renditechancen moderner Rentenversicherungen – ergänzt um ein Rechenbeispiel und eine Einordnung, für wen sich der Abschluss lohnt. Am Ende zeigen wir auf, wie sich Crowdinvesting als flexible Alternative zur klassischen Vorsorge nutzen lässt.
Rentenversicherungen sind langfristige Verträge, mit denen Kapital für die private Altersvorsorge aufgebaut und später in Form einer lebenslangen Rente wieder ausgezahlt wird. Dabei unterscheidet sich diese Versicherungsart grundsätzlich von klassischen Sparanlagen oder reinen Investmentprodukten. Denn im Mittelpunkt steht nicht die Kapitalauszahlung, sondern die Versorgung über die gesamte Dauer des Ruhestands. Selbst wenn dieser länger dauern sollte als statistisch erwartet.
Im Unterschied zur Kapitallebensversicherung gibt es bei der Rentenversicherung keine festgelegte Todesfallleistung. Stirbt die versicherte Person vor dem Rentenbeginn, verbleibt das angesparte Guthaben – je nach Tarif – ganz oder teilweise beim Versicherungsgeber. Dafür steht am Ende der Vertragslaufzeit eine garantierte monatliche Rente, die bis zum Lebensende gezahlt wird. Dieses Prinzip ist auch als lebenslange Leibrente bekannt.
Neben der privaten Rentenversicherung gibt es auch die gesetzliche Rente und betriebliche Varianten. Die gesetzliche Rentenversicherung bildet in Deutschland die erste Säule der Altersversorgung. Sie ist verpflichtend für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wird durch Beiträge während des Erwerbslebens finanziert und richtet sich nach einem Umlageverfahren. Bei der betrieblichen Altersvorsorge hingegen schließt der Arbeitgeber im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses einen Vorsorgevertrag für seine Mitarbeitenden ab. Die private Rentenversicherung ergänzt beide Modelle um eine individuell gestaltbare Absicherung.
Wie hoch aber die spätere Auszahlung letztlich ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören beispielsweise die gewählte Rentenform, die Höhe der eingezahlten Beiträge, die Laufzeit, die Entwicklung des Kapitalmarkts sowie die internen Kosten (Verwaltungsgebühren und Co.) des Versicherers. Zusätzlich können steuerliche Regelungen und die Wahl zwischen Einmalzahlung oder monatlicher Rente die Gesamtrendite beeinflussen.
Rentenversicherungen werden in verschiedenen Ausprägungen angeboten. Sie unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich der Kapitalanlage, der Garantien und der steuerlichen Behandlung. Grundsätzlich lassen sich fünf Hauptformen voneinander abgrenzen: die klassische Rentenversicherung, fondsgebundene und indexgebundene Varianten sowie die staatlich geförderten Produkte Riester-Rente und Rürup-Rente.
Die klassische Rentenversicherung basiert auf einem sicherheitsorientierten Modell. Beiträge werden über die gesamte Vertragslaufzeit mit einem garantierten Zins verzinst. Die daraus resultierende Rentenzahlung ist bereits bei Vertragsabschluss bekannt – sie ergibt sich aus dem angesparten Kapital, dem garantierten Rechnungszins und der Lebenserwartung bei Rentenbeginn. Zusätzlich kann eine Überschussbeteiligung vereinbart werden, die die Auszahlung erhöht, aber nicht garantiert ist.
Diese Form eignet sich für Personen, die Wert auf eine planbare, risikoarme Auszahlung legen. Die garantierte Komponente bietet Schutz vor Schwankungen am Kapitalmarkt – allerdings zu dem Preis einer vergleichsweise geringen Rendite, insbesondere im aktuellen Niedrigzinsumfeld.
Bei der fondsgebundenen Rentenversicherung wird der Sparanteil in Investmentfonds investiert. Diese können aktiv gemanagte Fonds oder Exchange Traded Funds (ETFs) sein. Eine garantierte Mindestrente besteht häufig nicht, da die Rendite ausschließlich von der Wertentwicklung der Fonds abhängt. Einige Tarife bieten allerdings Teilgarantien oder Sicherungsmechanismen.
Das Anlagekapital wird gestreut in verschiedene Märkte investiert. Beliebt sind etwa breit aufgestellte Fonds mit globaler Ausrichtung, zum Beispiel auf den MSCI World. Die Renditechancen sind grundsätzlich höher als bei klassischen Policen, jedoch schwanken die Ergebnisse je nach Aktienmarktentwicklung. Im Todesfall kann das verbliebene Guthaben an Hinterbliebene ausgezahlt werden – sofern dies vertraglich vereinbart wurde.
Indexgebundene Rentenversicherungen kombinieren Elemente aus beiden Welten. Die Kapitalanlage erfolgt auf Basis eines Indexes, zum Beispiel DAX oder EuroStoxx, ohne dass tatsächlich in den Aktienmarkt, besser gesagt konkret in Aktien investiert wird. Stattdessen wird die Verzinsung an die Wertentwicklung des Index gekoppelt. Sinkt der Index, greift eine Kapitalgarantie; steigt er, erhöht sich der Wert des Vertragsguthabens anteilig.
Diese Hybridform richtet sich an sicherheitsorientierte Sparer, die dennoch an der Entwicklung der Kapitalmärkte teilhaben möchten. Aber ohne vollständige Beteiligung an Kursgewinnen. Die Rentenhöhe ergibt sich auch hier aus dem angesammelten Kapital zum Rentenbeginn.
Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte Form der privaten Rentenversicherung. Sie richtet sich vor allem an sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und deren Familien. Voraussetzung für die Förderung ist ein Einmalbetrag (Mindestbeitrag) am Anfang. Im Gegenzug erhält der Versicherungsnehmer Zulagen und kann die Beiträge steuerlich geltend machen.
Zum Rentenbeginn muss mindestens das eingezahlte Kapital zur Verfügung stehen. Die Auszahlung erfolgt in Form einer lebenslangen Rente, wobei zu Beginn bis zu 30 Prozent des Kapitals als einmalige Auszahlung entnommen werden dürfen. Die spätere Rente wird vollständig besteuert.
Die Basisrente, auch Rürup-Rente genannt, wurde insbesondere für Selbstständige und Freiberufler eingeführt, die keinen Zugang zur Riester-Förderung haben. Es handelt sich um eine steuerlich geförderte Rentenversicherung, bei der die Beiträge als Sonderausgaben abgesetzt werden können. Die Auszahlung gibt es ausschließlich in Form einer lebenslangen Rente. Eine Kapitalauszahlung oder Übertragung ist ausgeschlossen.
Die Rentenzahlung unterliegt im Alter der nachgelagerten Besteuerung. Die Rentenhöhe hängt von der gewählten Anlageform (klassisch, fondsgebunden, indexgebunden), der Beitragsdauer und dem angesammelten Kapital ab. Eine Todesfallleistung ist nicht vorgesehen, es sei denn, der Vertrag enthält eine Hinterbliebenenabsicherung in Form einer Rentengarantiezeit oder eines Hinterbliebenenbausteins.
Vor der Wahl der jeweiligen privaten Rentenversicherung zum Vermögensaufbau sollte aber immer eine Frage gestellt werden: Wie viel Geld brauchen Sie im Ruhestand monatlich, um Ihren Lebensstandard im Alter halten zu können? Die Antwort darauf gibt Ihnen ein einfaches Rechenbeispiel.
Ein 40-jähriger Angestellter plant den Renteneintritt mit 67 Jahren. Um den Lebensstandard im Alter abzusichern, möchte er monatlich einen bestimmten Betrag sparen. Dafür kalkuliert er die voraussichtlichen monatlichen Ausgaben:
Gesamtbedarf: 1.900 Euro monatlich
Laut der aktuellen Renteninformation werden die Rentenzahlungen monatlich bei 1.250 Euro liegen. Daraus ergibt sich folgende Rentenlücke:
Monatliche Versorgungslücke: 650 Euro
Dieser Differenzbetrag ist also der Zielwert, den seine private Rentenversicherung im Ruhestand dauerhaft abdecken soll. Auf dieser Basis lässt sich anschließend berechnen, wie viel Kapital zum Rentenbeginn vorhanden sein muss und wie hoch die monatlichen Beiträge während der Ansparphase ausfallen sollten.
Für den Ausgleich der monatlichen Versorgungslücke von 650 Euro bedeutet das also: Um diesen Betrag ab dem 67. Lebensjahr als lebenslange Zusatzrente zu bekommen, muss bis zum Renteneintritt entsprechend Kapital aufgebaut werden.
Hier gilt folgende Faustformel:
Kapitalbedarf = gewünschte Monatsrente × 12 Monate × angenommene Rentenbezugsdauer
Bei einer angenommenen Rentendauer von 30 Jahren ergibt das:
650 Euro × 12 × 30 = 234.000 Euro
Die Rechnung basiert auf einer Rentendauer von 30 Jahren ab dem 67. Lebensjahr. Wie lange die Rente aber tatsächlich gezahlt wird, hängt von der eigenen Lebenserwartung ab. Zusätzlich reduziert auch immer die Inflation den realen Geldwert. Um das alles auszugleichen, sollten Sie einen höheren Kapitalbedarf einplanen.
Ausgehend von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2 % pro Jahr verliert das Geld in 30 Jahren etwa 45 % seines Wertes. Das bedeutet, dass die Kaufkraft der angesparten 234.000 Euro in 30 Jahren deutlich geringer wäre.
Um die Inflation zu kompensieren, sollten Sie daher den Kapitalbedarf um etwa 15 % erhöhen:
234.000 Euro × 1,15 = 269.100 Euro
Gerundet ergibt sich so der Zielwert von rund 270.000 Euro.
Auch die Verzinsung während der Ansparphase spielt eine Rolle bei der zu erwartenden Rentenlücke. Wird beispielsweise eine durchschnittliche jährliche Rendite von 3 % unterstellt, ergibt sich ein monatlicher Sparbetrag von etwa 470 Euro, um bis zum Rentenbeginn ein Kapital von rund 270.000 Euro aufzubauen. Liegt die tatsächliche Verzinsung jedoch darunter, erhöht sich der erforderliche monatliche Sparbetrag entsprechend.
Vereinfacht ausgedrückt: Je niedriger die Rendite, desto mehr Kapital müssen Sie in die Altersvorsorge stecken.
Ob die Rentenversicherung als Geldanlage sinnvoll ist, hängt zusätzlich von den eigenen, Zielen, der persönlichen Lebenssituation und den Erwartungen an Sicherheit, Flexibilität und Rendite ab. Deswegen sollten Sie wie immer die Vor- und Nachteile der verschiedenen Rentenversicherungsmodelle nüchtern abwägen. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist beispielsweise, welchen Stellenwert für Sie eine lebenslange, planbare Auszahlung gegenüber einer kurzfristigen Verfügbarkeit des Kapitals hat. Weitere Kriterien sollten Überlegungen zur Risikobereitschaft, steuerlichen Behandlung und persönlichen Vorsorgestrategie sein. Grundsätzlich können Sie erst durch den strukturierten Vergleich sämtlicher Merkmale die Stärken und Schwächen der privaten Rentenversicherung als Geldanlage erkennen und mit alternativen Lösungen abgleichen.
Wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau und die private Altersvorsorge geht, gewinnen aber auch alternative Ansätze an Bedeutung. Einer davon ist das Crowdinvesting, bei dem mehrere Privatpersonen gemeinschaftlich in ausgewählte Projekte investieren. Die Funktionsweise unterscheidet sich deutlich von der klassischen Rentenversicherung. Denn im Mittelpunkt stehen nicht Garantieleistungen, sondern eigenverantwortliche Anlageentscheidungen und die gezielte Auswahl von Projekten mit gesellschaftlichem Mehrwert.
Das Grundprinzip des Crowdinvestings basiert auf der gemeinschaftlichen Finanzierung von Projekten oder Unternehmen durch eine Vielzahl privater Anlegerinnen und Anleger (die Crowd). Im Gegensatz zur Rentenversicherung handelt es sich nicht um einen Versicherungsvertrag mit garantierter lebenslanger Auszahlung, sondern um eine direkte Investition in konkrete Vorhaben. Die Rendite orientiert sich dabei am wirtschaftlichen Erfolg des Projekts und ist nicht garantiert. Grundsätzlich erfolgt erst am Ende der festgesetzten Projektlaufzeit die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals inklusive der möglichen Zinsen.
Während bei der Rentenversicherung das Risiko durch kalkulierte Garantien und Versicherungsmechanismen verteilt wird, tragen Anleger beim Crowdinvesting das volle Projektrisiko selbst. Es besteht keine Sicherung gegen Verluste. Außerdem erhalten Versicherte bei klassischen Rentenverträgen eine monatliche Zahlung, die unabhängig von der Kapitalmarktentwicklung bis zum Lebensende gezahlt wird. Beim Crowdinvesting gibt es keine regelmäßigen Auszahlungen, sondern eine einmalige Rückzahlung am Laufzeitende.
Auch steuerlich unterscheiden sich die Modelle: Während manche Rentenversicherungen steuerlich gefördert werden können, gelten beim Crowdinvesting andere steuerliche Regeln, etwa zur Kapitalertragsteuer.
Dennoch ist das Crowdinvestment eine lohnenswerte Alternative. Es richtet sich vor allem an Leute, die nach alternativen Wegen zur privaten Altersvorsorge suchen. Und die für eine gute Rendite bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen. Das Konzept eignet sich außerdem für all diejenige, die sich gerne sozial engagieren möchten und mit ihrer Investition nachhaltige oder soziale Projekte unterstützten wollen. So wird Crowdinvesting zur sinnvollen Ergänzung der privaten Vorsorge im Alter.