Blue Chip Aktien gelten als verlässliche, stabile und solide Geldanlage. Wer langfristig investieren will, stößt früher oder später auf diesen Begriff. Doch was genau macht sie aus? Und worin unterscheiden sie sich von anderen Aktienformen?
In folgendem Beitrag erklären wir, was hinter dem Konzept der Blue Chips steckt, worauf es bei Auswahl, Kauf und Verkauf ankommt. Und wie sich Chancen und Risiken konkret bewerten lassen. Dabei zeigt der Vergleich mit alternativen Anlageformen wie Crowdinvesting: Stabilität ist nicht alles.
Der Begriff „Blue Chip“ stammt ursprünglich aus dem Pokerspiel. Hier haben blaue Chips den höchsten Wert im Spiel. Diese Bedeutung wurde in den Finanzbereich übertragen: Blue Chip Aktien stehen demnach sinnbildlich für etablierte, große Unternehmen mit langjähriger Erfolgsbilanz. Unternehmen dieser Kategorie gelten zudem als marktführend in ihrer jeweiligen Branche. In der Alltagssprache des Kapitalmarkts gelten sie als Standardwerte, weil sie stabile Geschäftszahlen aufweisen und als vergleichsweise krisenfest gelten.
Blue Chip-Aktien zeichnen sich durch eine hohe Marktkapitalisierung, stabile Gewinne und eine regelmäßige Ausschüttung von Dividenden aus. Typisch sind außerdem eine breite internationale Umsatzbasis, solide Bilanzkennzahlen und eine überdurchschnittliche Eigenkapitalquote. Viele dieser Aktien gelten als Standardinvestment für langfristige Anleger, weil sie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an der Börse stabile Ergebnisse liefern. Denn das Hauptmerkmal der Blue-Chip-Aktien ist die Fähigkeit, kontinuierlich Dividenden auszahlen zu können.
Typische Blue Chip Aktien finden sich in großen nationalen und internationalen Indizes. In Deutschland zählen Unternehmen wie Siemens, Allianz oder SAP zu den Blue Chips im DAX. International gehören IBM, Apple oder Johnson & Johnson zu den bekanntesten Vertretern, etwa im Dow Jones Industrial Average (DJIA) oder im S&P 500. Diese Indizes gewichten Unternehmen nach Größe, Liquidität oder Branchengewichtung. Eine zentrale Kennzahl für die Indexzugehörigkeit ist die Marktkapitalisierung, also der Gesamtwert aller ausgegebenen Aktien eines Unternehmens.
Im Gegensatz zu Small Caps im SDAX (Aktien kleiner börsennotierter Unternehmen) oder Mid Caps im MDAX (mittelgroße Unternehmen) handelt es sich bei Blue Chip Aktien nicht um wachstumsstarke Titel, sondern um etablierte Unternehmen mit stabilen Erträgen. Die Kursentwicklung fällt häufig moderat aus, dafür schwanken die Aktienkurse in der Regel weniger stark. Ihre Stabilität basiert auf Faktoren wie Umsatzstärke, Marktposition, Zugang zu Kapitalmärkten und globaler Präsenz. Auch unterscheiden sie sich von spekulativen Einzelwerten durch ein deutlich geringeres Risiko. Anleger, die eine langfristige Strategie verfolgen und keine kurzfristigen Kursgewinne anstreben, greifen bevorzugt zu Blue Chip Aktien.
Blue Chip Aktien gelten nicht nur als solide Basisanlage für langfristige Portfolios. Sie übernehmen auch in vielen Anlagestrategien eine Schlüsselrolle. Denn ihre Vorteile reichen weit über stabile Kursverläufe und regelmäßige Dividenden hinaus. Schließlich nutzt jeder, der in Blue-Chip-Aktien investiert, gezielt die strukturellen Stärken der großen, weltweit operierenden Unternehmen.
Vorteile der Bluechips im Überblick:
Bei all den Vorteilen klingt es so, als wären Blue Chip Aktien Geldanlagen ohne Einschränkungen. Doch auch bei diesem Investment müssen die Anlegerinnen und Anleger mit einigen Nachteilen rechnen.
Nachteile der Blue-Chip-Aktien im Überblick:
Blue-Chip-Aktien lassen sich über Banken oder Online-Broker unkompliziert kaufen und verkaufen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nach Anlageziel, Erfahrung und Zeithorizont. Unterschieden wird zudem zwischen dem direkten Erwerb einzelner Aktien und dem Investment über Fonds oder ETFs.
Für den Kauf einzelner Blue-Chip-Aktien brauchen Sie ein Depot bei einer Bank oder einem Online-Broker. Darüber können Sie eine Order als Market Order, Limit Order oder mit weiteren Orderzusätzen wie Stop-Loss aufgeben.
Alternativ kaufen Sie Blue-Chip-ETFs. Diese bilden einen Index ab. Wie zum Beispiel den MSCI World oder den Euro Stoxx 50. Der Vorteil für Investoren liegt hier in der breiten Streuung über viele Aktien großer Unternehmen hinweg. Und das bei gleichzeitig geringeren Kosten.
Die langfristige Haltedauer, auch „Buy-and-Hold“, ist die typische Strategie bei Blue Chips.
Die jeweils ausgezahlten Dividenden können automatisch wieder angelegt werden (Reinvestition). Dadurch nutzen Sie langfristig den Zinseszinseffekt.
Sie können Blue-Chip-Aktien wie alle anderen Aktien von Unternehmen zu den gängigen Börsenzeiten jederzeit wieder verkaufen. Der Verkauf erfolgt dabei über dasselbe Depot, über das Sie auch den Kauf abgewickelt haben. Da Blue Chips zu den meistgehandelten Standardwerten gehören, ist der Verkauf selbst auch bei größeren Stückzahlen problemlos möglich. Der Erlös aus dem Verkauf wird Ihrem Verrechnungskonto gutgeschrieben.
Doch nicht jede bekannte Aktie an der Börse ist automatisch ein Blue Chip. Diese erkennen sie an:
Wenn mehrere dieser Punkte zutreffen, spricht vieles dafür, dass es sich um eine Blue-Chip-Aktie handelt.
Die genannten Merkmale zeigen, worauf es grundsätzlich ankommt. Für die Auswahl konkreter Aktien reicht das allein aber nicht aus. Jetzt kommt es noch auf die passenden Kriterien an.
Alle hier genannten Blue‑Chip‑Aktien kombinieren hohe Marktkapitalisierung, stabile Dividenden und gute Geschäftsmodelle. Und das mit einem überschaubaren Risiko, regelmäßigen Einnahmen sowie langfristigem Wachstumspotenzial.
Wichtig: Hierbei handelt es sich aber keinesfalls um eine Anlageempfehlung.
Blue-Chip-Aktien gelten als klassische Form der Geldanlage in große, etablierte Unternehmen. Wer jedoch nicht in große Konzerne investieren möchte, sondern mehr auf soziale und nachhaltige Geldanlagen setzt, entscheidet sich häufig für Crowdinvesting. Dabei investieren Anlegerinnen und Anleger direkt in konkrete Projekte, etwa in den Bereichen Wohnen, Energie oder Bildung. Anders als bei Blue-Chip-Aktien geht es hier nicht um etablierte Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung, sondern um Start-ups, Immobilien- oder Infrastrukturvorhaben von Vereinen oder gemeinnützigen Organisationen. Ziel ist dabei weniger der stabile Kapitalerhalt, sondern ein messbarer Beitrag an sozialen, ethischen und ökologischen Projekten.
Merkmal | Blue-Chip-Aktien | Crowdinvesting |
---|---|---|
Anlageform | Wertpapierhandel über regulierte Börsen | Direkte Investments in einzelne Projekte |
Unternehmensform | Aktiengesellschaften mit hoher Marktkapitalisierung | Projektträger, Start-ups oder gemeinnützige Organisationen |
Zugang und Handelbarkeit | Kauf und Verkauf jederzeit über ein Depot | Beteiligung über Plattform, keine tägliche Handelbarkeit |
Renditekomponente | Kursgewinne und regelmäßige Dividenden | Fest vereinbarte Rückzahlung, ggf. Bonusverzinsung |
Risikostruktur | Marktrisiko, geringe Volatilität bei Blue Chips | Projektrisiko, möglicher Totalverlust |
Transparenz & Regulierung | Börsenpflichten, Finanzaufsicht, Bilanzpublizität | ECSP-Verordnung, Plattform-Transparenz, kein Sekundärmarkt |
Funktion im Portfolio | Basisinvestment für Stabilität und Dividenden | Beimischung mit Wirkungsorientierung |
Wirkung und Einfluss | Mittelbar über Unternehmensbeteiligung | Direkte Wirkung auf konkrete Vorhaben |
Blue‑Chip‑Aktien werden zwar für ihre Wertstabilität geschätzt. Doch die Themen Nachhaltigkeit und Ethik bleiben dabei häufig auf der Strecke. Selbst führende Unternehmen im DAX‑Index haben immer noch erhebliche Lücken bei allgemeinen Umwelt- und Sozialstandards. Themen wie Greenwashing oder fehlende Transparenz sind auch bei den Top-Unternehmen immer wieder gegeben. Genau hier setzen die Crowdinvesting-Projekte an:
Wenn Sie also nach einer Geldanlage mit Sinn suchen, finden Sie im Crowdinvesting eine echte Alternative. Hier verbinden sich feste Rückzahlungen mit sozial-ökologischer Wirkung. Und das ohne Greenwashing, aber dafür mit klarer Transparenz über jede Projektphase.