Zuletzt aktualisiert am 19.06.2025

Blue Chip Aktien: Vor- und Nachteile der Geldanlage erklärt

Blue Chip Aktien gelten als verlässliche, stabile und solide Geldanlage. Wer langfristig investieren will, stößt früher oder später auf diesen Begriff. Doch was genau macht sie aus? Und worin unterscheiden sie sich von anderen Aktienformen?

Mann hält zwei blaue Poker Chips in der Hand

In folgendem Beitrag erklären wir, was hinter dem Konzept der Blue Chips steckt, worauf es bei Auswahl, Kauf und Verkauf ankommt. Und wie sich Chancen und Risiken konkret bewerten lassen. Dabei zeigt der Vergleich mit alternativen Anlageformen wie Crowdinvesting: Stabilität ist nicht alles.

Was sind Blue Chip Aktien?

Der Begriff „Blue Chip“ stammt ursprünglich aus dem Pokerspiel. Hier haben blaue Chips den höchsten Wert im Spiel. Diese Bedeutung wurde in den Finanzbereich übertragen: Blue Chip Aktien stehen demnach sinnbildlich für etablierte, große Unternehmen mit langjähriger Erfolgsbilanz. Unternehmen dieser Kategorie gelten zudem als marktführend in ihrer jeweiligen Branche. In der Alltagssprache des Kapitalmarkts gelten sie als Standardwerte, weil sie stabile Geschäftszahlen aufweisen und als vergleichsweise krisenfest gelten.

Merkmale von Blue Chip Aktien

Blue Chip-Aktien zeichnen sich durch eine hohe Marktkapitalisierung, stabile Gewinne und eine regelmäßige Ausschüttung von Dividenden aus. Typisch sind außerdem eine breite internationale Umsatzbasis, solide Bilanzkennzahlen und eine überdurchschnittliche Eigenkapitalquote. Viele dieser Aktien gelten als Standardinvestment für langfristige Anleger, weil sie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an der Börse stabile Ergebnisse liefern. Denn das Hauptmerkmal der Blue-Chip-Aktien ist die Fähigkeit, kontinuierlich Dividenden auszahlen zu können.

Beispiele und Zuordnung in Indizes

Typische Blue Chip Aktien finden sich in großen nationalen und internationalen Indizes. In Deutschland zählen Unternehmen wie Siemens, Allianz oder SAP zu den Blue Chips im DAX. International gehören IBM, Apple oder Johnson & Johnson zu den bekanntesten Vertretern, etwa im Dow Jones Industrial Average (DJIA) oder im S&P 500. Diese Indizes gewichten Unternehmen nach Größe, Liquidität oder Branchengewichtung. Eine zentrale Kennzahl für die Indexzugehörigkeit ist die Marktkapitalisierung, also der Gesamtwert aller ausgegebenen Aktien eines Unternehmens.

Abgrenzung zu anderen Aktienklassen

Im Gegensatz zu Small Caps im SDAX (Aktien kleiner börsennotierter Unternehmen) oder Mid Caps im MDAX (mittelgroße Unternehmen) handelt es sich bei Blue Chip Aktien nicht um wachstumsstarke Titel, sondern um etablierte Unternehmen mit stabilen Erträgen. Die Kursentwicklung fällt häufig moderat aus, dafür schwanken die Aktienkurse in der Regel weniger stark. Ihre Stabilität basiert auf Faktoren wie Umsatzstärke, Marktposition, Zugang zu Kapitalmärkten und globaler Präsenz. Auch unterscheiden sie sich von spekulativen Einzelwerten durch ein deutlich geringeres Risiko. Anleger, die eine langfristige Strategie verfolgen und keine kurzfristigen Kursgewinne anstreben, greifen bevorzugt zu Blue Chip Aktien.

Welche Vorteile bieten Blue Chip Aktien?

Blue Chip Aktien gelten nicht nur als solide Basisanlage für langfristige Portfolios. Sie übernehmen auch in vielen Anlagestrategien eine Schlüsselrolle. Denn ihre Vorteile reichen weit über stabile Kursverläufe und regelmäßige Dividenden hinaus. Schließlich nutzt jeder, der in Blue-Chip-Aktien investiert, gezielt die strukturellen Stärken der großen, weltweit operierenden Unternehmen.

Vorteile der Bluechips im Überblick:

  • Blue Chips gehören in der Regel etablierten und finanziell gut aufgestellten großen Unternehmen oder Großkonzernen. Im Umkehrschluss bedeutet das vergleichsweise geringe Kursschwankungen.
  • Denn die besagten Unternehmen haben in der Regel einen besseren Zugang zu Kapital und Ressourcen. So bleiben sie auch in schwierigen Zeiten stabil.
  • Die Blue-Chip-Unternehmen agieren noch dazu global. Das verspricht zusätzliche Stabilität und Wachstumschancen.
  • Die Wertpapiere sind einfach an der Börse zu kaufen.
  • Der kontinuierliche Wertanstieg der Aktien großer Unternehmen verspricht eine gute Rendite.
  • Außerdem bekommt jeder Aktionär mit einer Blue-Chip-Aktie im Portfolio regelmäßig Dividenden ausgezahlt.

Welche Nachteile haben Blue Chip Aktien?

Bei all den Vorteilen klingt es so, als wären Blue Chip Aktien Geldanlagen ohne Einschränkungen. Doch auch bei diesem Investment müssen die Anlegerinnen und Anleger mit einigen Nachteilen rechnen.

Nachteile der Blue-Chip-Aktien im Überblick:

  • Auch Blue-Chip-Aktien unterliegen Kursschwankungen. Wenn auch verzögert oder vielleicht nicht ganz so ausgeprägt wie bei kleineren Unternehmensaktien.
  • Blue-Chips haben ein geringeres Wachstumspotenzial als viele kleinere Unternehmen.
  • Deswegen sind sie keine kurzfristige Geldanlage.
  • Blue Chip Aktien sind teilweise deutlich teurer als Einzelaktien von weniger bekannten Unternehmen. Das liegt an ihrer stabilen Entwicklung und der hohen Nachfrage. In bestimmten Marktphasen können sie auch überbewertet sein. Das heißt: Der Aktienkurs liegt dann über dem tatsächlichen Unternehmenswert.
  • Große, umsatzstarke Unternehmen reagieren mitunter langsamer auf generelle Entwicklungen in ihrer Branche. Schuld daran sind die allgemeinen Geschäftsstrategien. An der Börse äußert sich das in einer schwächeren Kursentwicklung.

 

Wie können Sie Blue Chip Aktien kaufen und verkaufen?

Blue-Chip-Aktien lassen sich über Banken oder Online-Broker unkompliziert kaufen und verkaufen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nach Anlageziel, Erfahrung und Zeithorizont. Unterschieden wird zudem zwischen dem direkten Erwerb einzelner Aktien und dem Investment über Fonds oder ETFs.

Direkter Aktienkauf über ein Wertpapierdepot

Für den Kauf einzelner Blue-Chip-Aktien brauchen Sie ein Depot bei einer Bank oder einem Online-Broker. Darüber können Sie eine Order als Market Order, Limit Order oder mit weiteren Orderzusätzen wie Stop-Loss aufgeben.

Investition über ETFs oder Fonds

Alternativ kaufen Sie Blue-Chip-ETFs. Diese bilden einen Index ab. Wie zum Beispiel den MSCI World oder den Euro Stoxx 50. Der Vorteil für Investoren liegt hier in der breiten Streuung über viele Aktien großer Unternehmen hinweg. Und das bei gleichzeitig geringeren Kosten.

Dauerhafte Anlage oder aktives Trading?

Die langfristige Haltedauer, auch „Buy-and-Hold“, ist die typische Strategie bei Blue Chips.
Die jeweils ausgezahlten Dividenden können automatisch wieder angelegt werden (Reinvestition). Dadurch nutzen Sie langfristig den Zinseszinseffekt.

Verkauf über die Börse

Sie können Blue-Chip-Aktien wie alle anderen Aktien von Unternehmen zu den gängigen Börsenzeiten jederzeit wieder verkaufen. Der Verkauf erfolgt dabei über dasselbe Depot, über das Sie auch den Kauf abgewickelt haben. Da Blue Chips zu den meistgehandelten Standardwerten gehören, ist der Verkauf selbst auch bei größeren Stückzahlen problemlos möglich. Der Erlös aus dem Verkauf wird Ihrem Verrechnungskonto gutgeschrieben.

Wie finden Sie Blue-Chip-Aktien?

Doch nicht jede bekannte Aktie an der Börse ist automatisch ein Blue Chip. Diese erkennen sie an:

  • Einer hohen Marktkapitalisierung. Also dem Gesamtwert aller ausgegebenen Aktien des Unternehmens.
  • Einer über Jahre stabilen Dividendenhistorie als Hinweis auf stabile Cashflows und ein profitables Geschäftsmodell.
  • Soliden Unternehmenskennzahlen wie verlässlichen Gewinnen, hoher Eigenkapitalquote und geringer Verschuldung.
  • Der Zugehörigkeit zu großen Indizes wie dem DAX, dem Dow Jones Industrial Average oder dem S&P 500.
  • Der Nennung in unabhängigen Rankings wie Morningstar, der Forbes Global 2000 oder der Fortune 500.

Wenn mehrere dieser Punkte zutreffen, spricht vieles dafür, dass es sich um eine Blue-Chip-Aktie handelt.

Kriterien für die Auswahl von Bluechips

Die genannten Merkmale zeigen, worauf es grundsätzlich ankommt. Für die Auswahl konkreter Aktien reicht das allein aber nicht aus. Jetzt kommt es noch auf die passenden Kriterien an.

  • Eine hohe Marktkapitalisierung gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen.
  • Eine langfristige Dividendenhistorie, eine geringe Verschuldung und stabile Gewinne sind weitere wichtige Kennzahlen.
  • Bluechips haben meist eine hohe Eigenkapitalquote und eine führende Marktstellung innerhalb ihrer Branche.
  • Weitere Hinweise geben Bonitätsbewertungen durch Ratingagenturen sowie Einschätzungen von Analysten.

Beispiele für Blue Chip Aktien

Alle hier genannten Blue‑Chip‑Aktien kombinieren hohe Marktkapitalisierung, stabile Dividenden und gute Geschäftsmodelle. Und das mit einem überschaubaren Risiko, regelmäßigen Einnahmen sowie langfristigem Wachstumspotenzial.

Wichtig: Hierbei handelt es sich aber keinesfalls um eine Anlageempfehlung.

  • Nestlé (Schweiz, Nahrungsmittel): Marktkapitalisierung rund 217 Mrd CHF mit einer Dividendenrendite nahe 3,6 %. Das Geschäftsmodell basiert auf globalen Konsumprodukten und garantiert damit stabile Cashflows. Für Einsteiger eignet sich die Aktie gut. Sie vereint preisliche Stabilität und regelmäßige Ausschüttung.
  • LVMH (Frankreich, Luxusgüter):
    Marktkapitalisierung ca. 229 Mrd €, Dividendenrendite etwa 2,7 %. Die starke Markenpräsenz etwa bei Louis Vuitton und Dior verspricht stabile und steigende Dividenden.
  • Microsoft (USA, Technologie): Marktkapitalisierung rund 3 Bio USD, Quartalsdividende ca. 0,7 %. Das Geschäft mit Software, Cloud und KI liefert kontinuierliche Gewinne. Für Einsteiger ist Microsoft attraktiv, da die Unternehmensaktie stabil und weniger anfällig für Kursschwankungen ist.
  • Unilever (UK/NL, Konsumgüter): Marktkapitalisierung ca. 154 Mrd USD, Dividendenrendite etwa 3,1 %, stabile Dividenden seit Jahren. Der Fokus auf Alltagsmarken wie Dove und Knorr verspricht verlässliche Nachfragen und eine solide zusätzliche Einkommensquelle.
  • Allianz (Deutschland, Versicherungen): Marktkapitalisierung rund 152 Mrd €, Dividendenrendite ca. 4,5 %, Wachstum durch steigende Ausschüttungen. Versicherungs- und Vermögensgeschäft im Portfolio garantiere stabile Erträge.
  • SAP (Deutschland, Software): Marktkapitalisierung ca. 360 Mrd USD, Dividendenrendite ca. 0,9 %. Wegen der geringeren Ausschüttung ist das Investment eher für eine langfristige Wachstumsstrategie interessant.
  • Apple (USA, Technologie/Hardware): Marktkapitalisierung ca. 2,93 Bio USD, Dividendenrendite etwa 0,5 %. Das Ökosystem mit iPhone, Services und Wearables generiert starke Cashflows. Anlegerinnen und Anleger profitieren von der Innovationsstärke, sollten aber die Kursvolatilität beachten.
  • Procter & Gamble (USA, Konsumgüter): Marktkapitalisierung ca. 376 Mrd USD, Dividendenrendite etwa 2,5 %, Dividenden seit Jahrzehnten steigend. Marken wie Gillette und Pampers sorgen dabei für stabile Umsätze. Ist für all die Investoren, die Wert auf Tradition und Dividende legen.

Blue Chips vs. Crowdinvesting: Unterschiede im Überblick

Blue-Chip-Aktien gelten als klassische Form der Geldanlage in große, etablierte Unternehmen. Wer jedoch nicht in große Konzerne investieren möchte, sondern mehr auf soziale und nachhaltige Geldanlagen setzt, entscheidet sich häufig für Crowdinvesting. Dabei investieren Anlegerinnen und Anleger direkt in konkrete Projekte, etwa in den Bereichen Wohnen, Energie oder Bildung. Anders als bei Blue-Chip-Aktien geht es hier nicht um etablierte Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung, sondern um Start-ups, Immobilien- oder Infrastrukturvorhaben von Vereinen oder gemeinnützigen Organisationen. Ziel ist dabei weniger der stabile Kapitalerhalt, sondern ein messbarer Beitrag an sozialen, ethischen und ökologischen Projekten.

Merkmal Blue-Chip-Aktien Crowdinvesting
Anlageform Wertpapierhandel über regulierte Börsen Direkte Investments in einzelne Projekte
Unternehmensform Aktiengesellschaften mit hoher Marktkapitalisierung Projektträger, Start-ups oder gemeinnützige Organisationen
Zugang und Handelbarkeit Kauf und Verkauf jederzeit über ein Depot Beteiligung über Plattform, keine tägliche Handelbarkeit
Renditekomponente Kursgewinne und regelmäßige Dividenden Fest vereinbarte Rückzahlung, ggf. Bonusverzinsung
Risikostruktur Marktrisiko, geringe Volatilität bei Blue Chips Projektrisiko, möglicher Totalverlust
Transparenz & Regulierung Börsenpflichten, Finanzaufsicht, Bilanzpublizität ECSP-Verordnung, Plattform-Transparenz, kein Sekundärmarkt
Funktion im Portfolio Basisinvestment für Stabilität und Dividenden Beimischung mit Wirkungsorientierung
Wirkung und Einfluss Mittelbar über Unternehmensbeteiligung Direkte Wirkung auf konkrete Vorhaben

Crowdinvesting ist gerade dann sinnvoll, wenn Konzerne versagen

Blue‑Chip‑Aktien werden zwar für ihre Wertstabilität geschätzt. Doch die Themen Nachhaltigkeit und Ethik bleiben dabei häufig auf der Strecke. Selbst führende Unternehmen im DAX‑Index haben immer noch erhebliche Lücken bei allgemeinen Umwelt- und Sozialstandards. Themen wie Greenwashing oder fehlende Transparenz sind auch bei den Top-Unternehmen immer wieder gegeben. Genau hier setzen die Crowdinvesting-Projekte an:

  • Sie finanzieren konkrete Vorhaben mit nachweisbarer Wirkung, aus z. B. erneuerbaren Energien, dem sozialen Wohnungsbau oder aus Bildungsinitiativen.
  • Studien zeigen, dass Projekte mit Nachhaltigkeitsfokus erfolgreicher finanziert werden und oft mehr Marktrenditen abwerfen.
  • Die Beteiligung ist transparent: Projektziele, Mittelverwendung und Ablauf werden offen kommuniziert.

Wenn Sie also nach einer Geldanlage mit Sinn suchen, finden Sie im Crowdinvesting eine echte Alternative. Hier verbinden sich feste Rückzahlungen mit sozial-ökologischer Wirkung. Und das ohne Greenwashing, aber dafür mit klarer Transparenz über jede Projektphase.